Auf letzter Rille: Eintracht punktet in Lohne
Schiedsrichter: Felix MutzLinienrichter: Björn Behrens, Tim Wieggrebe
Zuschauer: 500
... aber verliert drei Spieler
Spielbericht vom 4. November 2024
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Auch wenn unter dem Strich ein Punkt natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist und uns in unserer jetzigen Situation nicht nach vorne bringt, können wir mit dem 1:1 bei Blau-Weiß Lohne durchaus zufrieden sein, denn mit den verletzten Ayoub Akhber, Andre Wallenborn, Florian Meier, Marcell Sobotta, Moritz Frahm, Dave Ceesay, Arne Exner, Lukas Krüger und Saibo Ibraimo sowie den gesperrten Manuel Brendel und Ersin Zehir mussten wir gleich zwölf (!) Spieler ersetzen, standen mit dem Rücken zur Wand. Zum ersten Mal seit Wochen stand Lucas Camacho wieder im Kader, aus der U19 kamen Joris Mohr (Torhüter), Joris Bente (Innenverteidiger), Tammo Mölck (Mittelfeld) und Artem Diachun (Sturm) mit – insgesamt hatten wir fünf 18jährige bzw. elf U23-Spieler im Kader. Das dürfte der jüngste Kader seit Ewigkeiten gewesen sein.
Doch unsere Jungs nahmen die Herausforderung an. Schon beim Aufwärmen merkte man eine positive Grundstimmung in der Mannschaft, da war keiner dabei, der nicht glaubte, dass man aus Lohne etwas mitnehmen könne. Allen voran Yannik Nuxoll war hochmotiviert, riss seine Mitspieler mit. Für den aus Lohne stammenden Nuxoll war es ein Heimspiel, er musste vor dem Spiel etliche Eintrittskarten für Familie und Freunde organisieren. Zudem war es im dritten Spiel in Lohne das erste Mal, das Nuxoll, der die ersten beiden Duelle mit einem Kreuzbandriss verpasste, in seiner Heimat auflaufen konnte. Doch nicht nur das: In Abwesenheit von Ersin Zehir und Andre Wallenborn führte Nuxoll seine Mannschaft erstmalig als Kapitän aufs Feld.
Das Spiel selbst fand über 90 Minuten auf Augenhöhe statt, zu keinem Zeitpunkt erweckte unsere Mannschaft den Eindruck, als würde sie in der Tabelle unter dem Strich stehen. „Wir hatten einen starken Gegner, es war ein intensives Spiel. Die Umschaltaktionen waren sehr gefährlich“, sah auch BWL-Trainer Uwe Möhrle den Auftritt der Eintracht-Elf positiv. In der Anfangsphase hatten wir etwas mehr vom Spiel und die ein oder andere Halbchance. Das erste Mal richtig gefährlich wurde es allerdings auf der anderen Seite, doch Thorsten Tönnies traf bei seinem Seitfallzieher den Ball nicht richtig (11.). Die Norderstedter Antwort folgte durch eine Hereingabe von Luis Coordes, die Jack James in der Mitte nur um eine Haarspitze verpasste (14.), drei Zeigerumdrehungen später konnte Felix Schmiederer einen Mond-Kopfball von Fabian Grau auf der Linie klären. Der folgende Eckball landete bei Nils Brüning, dessen Schuss von Sandro Heskamp geblockt wurde. Norderstedt forderte Handelfmeter. Es war aus kurzer Distanz, allerdings war die Hand nicht am Körper und verhinderte den Einschlag… sagen wir mal so: Ermessenssache, es gibt auch Schiedsrichter, die hätten da auf den Punkt gezeigt (17.).
Für Nils Brüning war es bereits die letzte nennenswerte Aktion, er blieb nach einem eigentlich harmlos aussehenden Zweikampf mit Sandro Heskamp liegen und musste durch Nick Selutin ersetzt werden (23.). Selutin, der zuletzt nicht immer überzeugen konnte und zunächst auf der Bank saß, wurde nach einer sehr erfrischenden Leistung am Ende sogar von den Gastgebern zum Mann des Spiels erkoren. „Wir wissen, dass wir mit Selu einen überragenden Offensivspieler haben. Diese Umschaltmomente sind genau sein Spiel. In der Balance des Spiels ist es aber auch wichtig, solche Möglichkeiten von der Bank bringen zu können. Das hat er heute herausragend gut gemacht“, lobte auch Trainer Jean-Pierre Richter den Flügelflitzer.
Zunächst waren es wieder die blaugekleideten Gastgeber, die nach einem Eckball durch Kai Westerhoff zum Abschluss kamen – der Ball landete direkt in den Armen von Fynn Hegerfeldt, der sein erstes Regionalliga-Spiel seit zweieinhalb Jahren bestritt (25.). Nachdem Jack James eine weitere Hereingabe von Luis Coordes nur um eine Fußspitze verpasste (31.), kam es zur strittigsten Aktion des Spiels. Henok Tewolde wollte einen langen Ball in die Spitze spielerisch klären, übersah in seinem Rückspiegel jedoch Leonard Bredol und brachte ihn zu Fall – der Schiedsrichter zeigte sofort auf den Punkt. Boah. Anhand der TV-Bilder sah es eher so aus, als wäre das „Foul“ außerhalb des Sechzehners gewesen und ein strafwürdiges Vergehen war auch nicht so richtig zu erkennen. Aber Schiedsrichter Mutz stand gut, hatte freie Sicht und wird es wohl richtig gesehen haben. Um uns mal selbst vor zwanzig Minuten zu zitieren: Ermessenssache, es gibt auch Schiedsrichter, die hätten da nicht auf den Punkt gezeigt (35.). Aber die alte Fußballweisheit trifft halt nach wie vor zu: Wenn du unten drinstehst, bekommst du sowas eben gegen dich gepfiffen. Alessio Arambasic war es egal, er blieb cool und verwandelte gegen Fynn Hegerfeldt, der zwar die Ecke ahnte, aber nicht mehr an den Ball kam (37.).
Doch im Gegensatz zu den letzten Spielen brachte uns der Rückstand nicht aus dem Konzept, die Einstellung stimmte und es blieb weiter positiv. Beispiel: Jack James wurde an der Seitenauslinie physisch stark von Theo Janotta vom Ball getrennt. Bei der nächsten Gelegenheit revanchierte sich James gegen den Lohner Verteidiger, bekam von seinen Mitspielern Beifall und ein „richtig so, Jackie“ mit auf den Weg. Manchmal sind es eben auch die Kleinigkeiten, die dem Gegenüber klar machen: „Mit mir nicht.“
Das dachte sich auch Phil Sieben, der wieder fleißig auf die Socken bekam, auf Höhe der Mittellinie einen Kopfball von Fabian Grau aufnahm, ungestört durch die Lohner Hälfte marschierte und im Sechzehner quer legte auf den eingewechselten Selutin. Der hatte freie Schussbahn und überwand Christoph Bollmann zum 1:1 (50.).
Kurz darauf musste Luis Coordes humpelnd ausgewechselt werden, für ihn kam Lucas Camacho in die Partie (54.), wenig später wechselte unser Trainer für den Gelb-Rot gefährdeten Falk Gross Nathan Winkler ein (64.). In der Phase passierte im Spiel relativ wenig. Zumindest so lange, bis Nick Selutin mit einem Freistoß erneut den Torhüter der Gastgeber prüfte (66.).
Danach hatte der einsatzfreudige und bemühte, aber glücklose Jack James Feierabend, für ihn kam mit Artem Diachun ein weiterer 18jähriger zu seinem Regionalliga-Debüt. Der Ukrainer ist Stürmer in unserer U19 und spielte am Vortag noch über 90 Minuten beim VfB Oldenburg. Nun bekam er auch noch 25 Minuten Herren-Regionalliga-Duft zu schnuppern und zeigte sich dabei trotz der Belastung vorm Vortag extrem lauffreudig und angriffslustig. Es war übrigens der einzige „gewollte“ Wechsel. Nachdem man bei Brüning, Coordes und Gross zum Wechseln gezwungen war, galt dies auch für Wechsel Nummer 5, als Phil Sieben angeschlagen für Philipp Koch Platz machen musste (76.).
Zu diesem Zeitpunkt hätte unsere Mannschaft schon führen können: Yannik Nuxoll köpfte eine Kummerfeld-Ecke nur Zentimeter über das Tor (71.). „Da hatten wir richtig Glück, dass Nuxoll uns nicht noch das 1:2 einschenkt“, atmete der Trainer der Gastgeber durch.
Die Schlussphase bot für beide Mannschaften noch Tormöglichkeiten, doch Nick Selutin (77./81./89.) verpasste den Torerfolg ebenso wie Theo Janotta (87.) und Thorsten Tönnies (90./90.+2) für Lohne, so dass es am Ende beim 1:1 blieb. Das geht leistungsmäßig sicherlich in Ordnung, auch wenn wir hinten raus dem Sieg sogar etwas näher waren als die Gastgeber.
„Für uns war es wichtig, nach der Heimniederlage auswärts wieder das Gesicht der letzten Wochen zu zeigen. Auswärts sind wir deutlich griffiger, unangenehmer zu bespielen und mutiger nach vorne. Wir waren über 90 Minuten sehr aktiv, auch wenn die vielen verletzungsbedingten Wechsel heute mehr Aderlass bedeutet haben“, zeigte sich Trainer Richter zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft.
Am kommenden Wochenende kommt es im Oldenburger Marschweg-Stadion zum Kellerduell zwischen dem VfB Oldenburg und unserer Mannschaft – für beide Mannschaften ein Sechs-Punkte-Spiel (Samstag, 09.11.2024, 18.00 Uhr). Für uns vermutlich sogar gut, dass es ein Auswärtsspiel ist: Aus den letzten vier Gastspielen konnten wir sieben Punkte holen, verloren nur bei Tabellenführer TSV Havelse. Zumindest Kapitän Ersin Zehir wird nach abgelaufener Gelbsperre dann wieder dabei sein können.