Trotz Leistungssteigerung Niederlage in Havelse
Schiedsrichter: Christoph KlugeLinienrichter: Giulio Horney, Filip Gagelmann
Zuschauer: 2.112
Spielbericht vom 4. Oktober 2024
Der Spielbericht wird präsentiert von:
Der TSV Havelse und Eintracht Norderstedt sind eigentlich gut zu vergleichen. Beides eher kleine Vereine im Schatten von Großstadtvereinen, viel Ehrenamt, begrenztes Budget, hoher Stellenwert der Jugendarbeit, halbprofessioneller Fußball ohne „Stars“ und Zuschauerzahlen, die Spielraum nach oben lassen. Zudem haben beide Mannschaften momentan einen Lauf. Mit dem Unterschied, dass unser eher negativ ist, während der TSV selbst nicht so richtig weiß, wie ihm geschieht: Das 2:0 gestern Nachmittag gegen unsere Mannschaft war der zehnte Sieg im zwölften Saisonspiel, nach zwölf Spieltagen führen die Garbsener die Tabelle bereits mit acht Punkten Vorsprung an.
Die Kulisse war gewaltig. Auf Grund einer Werbeaktion mit einer ortansässigen Bäckerei fanden überragende 2.112 Zuschauer den Weg ins altehrwüdige, 3.500 Zuschauer fassende, Wilhelm-Langrehr-Stadion und konnten einen Heimsieg ihrer Mannschaft bejubeln, während wir weiter auf einen echten Befreiungsschlag warten.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass unsere Mannschaft es dem Tabellenführer nicht einfach machte und sich rundherum deutlich verbessert gegenüber den letzten Auftritten zeigten. Von der kritisierten fehlenden Bereitschaft oder vielen leichten Fehlern war nichts zu sehen. Man haute sich voll rein, spielte auch durchaus gefällig nach vorne, allerdings ohne die ganz große Torgefahr zu entwickeln. Ein Kniff des Trainerteams, der aufging, war Luis Coordes neben Nils Brüning als Sturmspitze aufzustellen. Mit seiner Geschwindigkeit und Ballsicherheit stellte er die Verteidigung der Gastgeber immer wieder vor Probleme. Doch weder der Abschluss von Coordes (10.) noch der von Manuel Brendel (13.) stellten Torhüter Jonah Busse vor ernsthafte Probleme.
Nachdem Kapitän Ersin Zehir noch eine Flanke von der stets gefährlichen rechten Seite klären könnte (17.), ging der der Tabellenführer auf eine Art und Weise in Führung, die zu unserer aktuellen Situation passt. Ein langer Abschlag des Torhüters landete im Lauf des quirligen Marko Ilic, der im Strafraum gegen Moritz Frahm zu Fall kam. Schiedsrichter Christoph Kluge entschied sofort auf Elfmeter. Auch nach mehrmaliger Ansicht der Videobilder… Möglicherweise ist es die Vereinsbrille, aber nee, sorry. Kannste nicht geben. Beide arbeiten mit den Armen, Ilic zieht an Frahm, der reißt sich los und Ilic fällt. Das war deutlich mehr Stürmerfoul als Elfmeter. Aber es passt eben auch in die Situation. Stehst du oben, bekommst du sowas, stehst du unten, wird es gegen dich gepfiffen. Affam Ifeadigo war es egal, er verlud Dave Ceesay und schoss zur Führung ein (19.). "In der ersten Halbzeit hatten wir die entscheidenden Momente nicht auf unserer Haben-Seite", war Trainer Jean-Pierre Richter enttäuscht vom fehlenden Spielglück. "Beim ersten Gegentreffer hatten wir Probleme, einen sehr wilden Ball zu klären und sind dann unsauber in der Verteidigung", wollte er auf die fragwürdige Entscheidung nicht weiter eingehen.
Im Gegensatz zu den letzten Spielen ließ sich unsere Mannschaft von dem Gegentor jedoch nicht verunsichern und stand weiter stabil. Klar hatten die selbstbewussten Gastgeber mehr vom Spiel, große Chancen konnten sich jedoch auch sie nicht herausarbeiten, die besseren Abschlussmöglichkeiten hatten die Richter-Elf. Torhüter Busse bekam noch eine Hand an den Eckball von Dane Kummerfeld (25.), gegen die Schuss von Ersin Zehir (25.) und den Kopfball von Fabian Grau (30.) blieb Busse Sieger.
Während unsere Chancen nicht zwingend genug waren, haute Havelse einen Hochkaräter raus. Düker kam über links, spielte auf Iffeadigo, der an Ilic weiterleitete. Der scheiterte freistehend an Dave Ceesay (37.)
Kurt darauf war unser Torhüter machtlos. Niklas Tasky spielte den Ball nach Rechtsaußen, wo sich Florian Riedel im Windschatten von Dane Kummerfeld davonstahl. In der Mitte stand Marko Ilic vollkommen frei und hatte keine Mühe mehr, den Ball aus drei Metern über die Linie zu bringen (40.). "Da waren wir möglicherweise ein Stück weit überrascht von der Qualität des Gegners, wie wir da hinter die Kette ausgehebelt wurden", erkannte Richter die Qualitäten des Tabellenführers an.
„Unser Plan ist aufgegangen, wir waren in der ersten Halbzeit die spielbestimmende Mannschaft“, analysierte TSV-Trainer Samir Ferchichi treffend, so dass die Havelser Halbzeitführung in Ordnung ging, jedoch ein Tor zu hoch ausfiel.
Unsere Mannschaft schüttelte den zweiten Treffer gut ab, kam mit frischem Mut aus der Kabine und schnupperte gleich drei Mal am Ausgleich. Ein Schuss von Manuel Brendel streichelt zunächst noch den Außenpfosten (49.), dann schoss Ersin Zehir einen Freistoß von der Strafraumgrenze an den Querbalken, der Abpraller landete über Umwege auf dem Kopf von Moritz Niemann – Torhüter Busse machte sich ganz lang und verhinderte ganz stark den Treffer (52.).
In der Folge entwickelte sich eine ausgeglichene Partie. Ein Schuss von Julius Düker wurde zum Eckball abgefälscht (55.), Dave Ceesay hatte etwas Mühe mit einem Freistoß von Vladislav Cherny (65.), Jonah Busse hielt gegen Moritz Niemann (67.). Nach vielen Halbchancen auf beiden Seiten, die das Ziel deutlich verfehlten, folgte eine starke Kombination unserer Einwechselspieler. Falk Gross eroberte den Ball in der eigenen Hälfte und spielte auf den linken Flügel zu Jack James, der den Ball in die Mitte brachte. Dort war Niklas Tasky eine Fußspitze vor dem einschussbereiten Nick Selutin am Ball (86.). Die letzte Möglichkeit des Spiels hatte der ebenfalls eingewechselte Mick Gudra, der am sicheren Rückhalt Dave Ceesay scheiterte (90.+2).
Ärgerlich. Der Spitzenreiter schien heute nicht unverwundbar, mit etwas mehr Zielstrebigkeit und Glück im Abschluss wäre ein Punkt sicherlich drin gewesen. Der Auftritt macht jedoch auf jeden Fall Mut für die kommenden Aufgaben, so dass auch Richter versuchte, aus der Niederlage das Positive heraus zu ziehen. "Trotz der Gegentore hat unser Team über 90 Minuten beim Tabellenführer versucht, nicht nur leidenschaftlich dagegen zu halten, sondern sich auch mit einer guten Spielanlage mit einem Anschlusstreffer zu belohnen. Wenn wir die eine oder andere Chance nutzen, haben wier hier einen spannenderen Schlussakt. So bleibt es für uns vom Ergegnis her enttäuschend, es gibt aber auch vieles, was wir für die nächsten Spiele mitnehmen können."
Die bittere Wahrheit: Durch die Niederlage rutschen wir auf Platz 17 ab, haben in der Tabelle nur noch den VfB Oldenburg hinter uns. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es keinen Grund gibt, jetzt in Panik zu verfallen: Zwischen Platz 17 und Platz 9 sind es in dieser brutal engen Staffel nur drei Punkte. Mit einem Sieg könnte man sich bereits wieder ins Mittelfeld befördern. Am besten bereits beim nächsten Heimspiel gegen den FC Teutonia 05 (Sonntag, 13.10.2024, 15.00 Uhr).