Ein Punkt der Moral

Nach zwei Niederlagen in Folge stellte sich heute gegen den FK Nikola Tesla die Frage: Ist der Zauber unserer U23 für den Moment verflogen oder können die Jungs das Ruder rumreißen? Eine richtige Antwort gab das 2:2-Unentschieden nicht, der Zeiger zeigt allerdings in die richtige Richtung.

Bereits vor Beginn gab es die ersten beiden unliebsamen Überraschungen:

Zum einen tauchte mit der Gäste-Mannschaft unser Spieler Kufour Jamborek auf, der seit Wochen nicht mehr erschienen war – und nun scheinbar bei Nikola Tesla zugesagt hat. Hier gibt es sicherlich noch Gesprächsbedarf.

Zudem musste Abwehrstabilisator Armando Luso während des Aufwärmens abwinken: Der Rücken schmerzte noch, an einen Einsatz war nicht zu denken. So musste Brandel Crentsil in die Innenverteidigung wechseln, Oscar Amankwaah rutschte in die Startelf, machte seine Sache aber trotz Kaltstart und fehlender Spielpraxis sehr ordentlich.

In der Anfangsphase machten unsere Jungs schnell deutlich, dass sie keinesfalls zum dritten Mal in Folge verlieren wollen würden. "Wir sind gegen einen qualitativ sehr starken Gegner gut gestartet, haben richtig Druck gemacht", sah Paulat eine starke Anfangsphase seines Teams. Fünf Minuten waren gespielt, da klatschte der erste Kopfball an die Latte des Gästetores. Den Nachschuss von Bojan Lukic parierte Torhüter Lejic, der auch den zweiten Nachschuss von Maurice Lüllemann abwehren konnte (5.). Der folgende Eckball landete bei Oscar Amankwaah, doch erneut reagierte Torwart-Oldie Lejic herausragend (6.). Auch ein tückischer Aufsetzer von Maurice Lüllemann konnte Lejic nicht überwinden (12.). "Die hat er überragend gehalten", musste auch Paulet gestehen.

Weiterhin war in der Offensive nur eine Mannschaft aktiv: Unsere. Ein Verteidiger bekam sein Bein noch in einen Lüllemann-Schuss (21.), Finn Krüger rettete auf der Linie gegen Ayoub Akhber (26.).

Nach einer halben Stunde tauchte Tesla zum ersten Mal vor dem Norderstedter Tor auf, der Abschluss von Damian Ilic war allerdings zu zentral und kein Problem für Sönke Günther. Kurz vor der Pause konnten die Gäste zum ersten Mal eine kleine Druckphase erzeugen, das Tor jedoch nur einmal in Gefahr bringen, als Damian Ilic einen Ball scharf in die Mitte brachte jedoch weder Mitspieler noch Gegner an den Ball kamen (45.).

Bis dahin war es eine sehr ordentliche Leistung unserer Mannschaft, die sich nur vorwerfen lassen musste, aus den guten Möglichkeiten der Anfangsphase kein Kapital geschlagen zu haben. "Wir hatten das Spiel in der ersten Hälfte gut im Griff, haben wenig zugelassen. Wir wirkten nach den zwei nicht so guten Partien stabil, waren griffig, haben gut nach vorne gespielt. Nur die Chancenverwertung war nicht gut, da hätten wir den Sack in der ersten Halbzeit fast schon zumachen können."

Nach einer guten Stunde gab es große Aufregung: Ezequiel Barbera kam im Duell mit Brandel Crentsil zu Fall. Der Schiedsrichter pfiff, verständigte sich mit seinem Assistenten – und zeigte auf den Punkt. Entsetzen auf Norderstedter Seite, die nicht nur das Foul als solches anzweifelte, sondern vielmehr den Tatort des Geschehens auch außerhalb des Strafraums sah. Hassan Zarei trat zum Strafstoß an – und scheiterte an Sönke Günther. Jedoch war der Gefoulte zur Stelle und netzte aus kurzer Distanz zum 1:0 ein (67.). "Komischerweise war der Spieler beim Abpraller schon mal Fünf-Meter-Punkt. Wie der da so schnell, ohne vorher reinzulaufen..." hätte Paulat hier eine Wiederholung des Strafstoßes erwartet.

Der Schock saß tief, die Gäste nutzten das Momentum und trafen durch unseren ehemaligen U19-Spieler Damian Ilic zum 2:0 (73.). "Da spielte der Kopf dann schon etwas mit, gerade nach den Niederlagen zuletzt. Da muss man den Jungs ein Kompliment machen, dass sie nicht eingebrochen sind, sondern Herz und Moral gezeigt haben - gerade gegen so eine erfahrene Mannschaft wie Nikola Tesla."

Durch eine Einzelaktion von Ayoub Akhber kam unsere Mannschaft zurück ins Spiel. Der Linksaußen tanzte fünf Gegenspieler auf engstem Raum aus und wurde dann von Mustaf Asar und Finn Krüger in die Zange genommen – Elfmeter. Kapitän Lars Kuchenbecker übernahm Verantwortung und verwandelte souverän (81.).

Nun wollten wir den Punkt haben, erhöhten den Druck nach vorne, kamen aber nicht zum Abschluss. Im Gegenteil: Plötzlich hatte Dejan Lejic die Entscheidung auf dem Fuß, verzog aber aus aussichtsreicher Position deutlich (88.). In der Schlussminute wurde der Aufwand der Paulat-Elf belohnt. Joe Gilleßen brachte einen Freistoß auf Höhe der Trainerbank in der Mitte, Brandel Crentsil stieg zum Kopfball hoch und erzielte den umjubelten Ausgleich (90.). Um ein Haar wäre das Spiel noch vollends gekippt, doch Torhüter Lejic hielt den Punkt für die Gäste fest und begrub einen Kuchenbecker-Kopfball unter sich (90.+2).

So konnte man sich am Ende zumindest noch über einen verdienten Punkt der Moral freuen, auch wenn sicherlich auf Grund der sehr guten Chancen in der Anfangsphase mehr möglich gewesen wäre. "Nach dem Spielverlauf ist es für ein positives Unentschieden, mit dem man sich in dem Moment dann auch zufrieden geben muss", wertete Paulat das Spiel als Punktgewinn. "Gerade nach den letzten Ergebnissen haben die Jungs Moral gezeigt und sind nicht vom Kopf her zusammen gebrochen. Wir werden weiter angreifen, mutig sein und dann das bestmögliche aus den letzten beiden Spielen rauszuholen."

Am nächsten Sonntag geht es zum abgeschlagenen Tabellenletzten vom HNT, die heute mit sage und schreibe 14:0 beim Tabellenführer HSV III verloren.