Hart erkämpfter Auswärtssieg in Kiel

FC Kilia Kiel
FC Kilia Kiel
1 : 3
FC Eintracht Norderstedt
FC Eintracht Norderstedt
Samstag, 28. Oktober 2023 · 15:00 UhrRegionalliga Nord, 14. Spieltag

Schiedsrichter: Luca SambillLinienrichter: Jan-Ole Ehlers, Jasmin Matysiak

Zuschauer: 233

90

3:1 beim Schlusslicht

Spielbericht vom 29. Oktober 2023

Der Spielbericht wird präsentiert von:

    Auf dem Papier war es eine eindeutige Geschichte: Kilia Kiel mit nur einem Sieg Tabellenletzter, Eintracht Norderstedt auf einem sehr ordentlichen siebten Tabellenplatz. Doch schon vor der Partie mahnte Trainer Max Krause: „Auch wenn Kilia Kiel Tabellenletzter ist: Das sind bekanntlich die schwersten und gefährlichsten Gegner. Als Newcomer in der Regionalliga ist Kilia Kiel schwer ausrechenbar, man weiß nicht so richtig, was man bekommt, weil es eben keine etablierter Regionalligist ist, den man schon seit Jahren bespielt. Das macht die Aufgabe für uns sehr spannend und herausfordernd.“

    Er sollte recht behalten, denn Kilia war von Anfang an hellwach und agierte mindestens auf Augenhöhe mit unserer Mannschaft, in der Philipp Koch (für Marc Bölter) und Kevin Kling (für den erneut verletzten Andre Wallenborn) in die Startelf rutschten.

    Die erste Tormöglichkeit hatten dann auch die Gastgeber, als Matti Seidel über den linken Flügel kam - der erneut tadellose Arne Exner kam aus seinem Tor und verkleinerte den Winkel so, dass Seidel das Tor verfehlte (5.). Zwei Minuten später spielte Dane Kummerfeld einen hohen Ball über die Kieler Hintermannschaft auf Kapitän Ersin Zehir, der von Kevin Schulz verfolgt wurde und letztlich unter Bedrängung ebenfalls über das Tor schoss.

    Die nächsten Minuten gehörten Kilia. Matti Seidel versuchte es akrobatisch, zielte aber deutlich zu hoch (14.), Christopher Kramer köpfte am langen Pfosten drüber (18.). Dazwischen lag die bislang größte Chance des Spiels. Tom Baller spielte einen Klasse-Pass ins Zentrum, Christopher Kramer ließ den Ball durch die Beine passieren, im Windschatten von Incheol Choi war plötzlich Jeppe Waschko durch und passte in die Mitte zu Matti Seidel, der an der Fünf-Meter-Markierung im Duell gegen Moritz Frahm mit der Fußspitze zuerst an den Ball kam - Arne Exner machte sich ganz breit und konnte den Ball parieren, dann schlug Frahm die Kugel vor dem herannahenden Christopher Kramer von der Linie (15.).

    Die Norderstedter Antwort folgte prompt: Kevin von Anhalt behauptete sich auf der linken Seite stark gegen Florian Foit und spielte zu Jonas Behounek, der Nick Gutmann in der Schnittstelle der Abwehr starten sah. Plötzlich tauchte Gutmann alleine vor Torhüter Tom Pachulski auf und schon den Ball zur Führung, die in diesem Moment aus dem Nichts kam, in die kurze Ecke (19.).

    Allerdings: Weder gab dieser Treffer uns zusätzliche Sicherheit, noch wirkte Kilia geschockt. Eine Schusschance aus 17 Metern von Jonas Behounek parierte Pachulski sehenswert, dann meldet sich Kiel zurück. Nach einem Ballverlust von Kevin von Anhalt legte Christopher Kramer auf den links mitgelaufenen Matti Seidel ab, der sich gegen Incheol Choi durch setzte und mit einem platzierten Flachschuss Arne Exner keine Chance ließ - das verdiente 1:1 (31.). In der Folge schnupperte Kilia am Führungstreffer, doch bis zur Pause sollte nichts mehr passieren (45.). "Gerade in der ersten Halbzeit hat es uns Kilia nicht leicht gemacht, immer wieder lange Bälle nach vorne gespielt, die wir verteidigen mussten, um dann auf die zweiten Bälle zu gehen", so der Torschütze.

    Wir kamen mit deutlich mehr Schwung zurück ins Spiel, die erste Möglichkeit des zweiten Durchgangs hatten jedoch erneut die Gastgeber. Wir bekamen den Ball nicht geklärt, Kilia stocherte sich irgendwie in unserem Strafraum durch und spielte dann raus auf Linksverteidiger Benjamin Petrick, der den Ball flach scharf in die Mitte spielte. Am Fünf-Meter-Raum stellte Christopher Kramer seinen Fuß rein, der Ball strich flach am langen Pfosten vorbei ins Toraus (49.).

    Fünf Minuten später gab es auf der anderen Seite die nächste große Möglichkeit. Behounek flankte von der linken Seite in die Mitte auf Gutmann, der zwei Meter vor dem Tor nicht mehr richtig an den Ball kam und ihn statt aufs Tor zurück in Richtung Behounek bugsierte. Der kam nahe der Grundlinie an den Ball, Pachulski rettete in der kurzen Ecke vor die Füße von Ersin Zehir, der sofort abschloss - Pachulski war sofort wieder oben und bekam noch seine Finger an den Ball (54.).

    Erneut fünf Minuten später hatte Christopher Kramer die Kieler Führung auf dem Kopf, als er nach einem Kieler Freistoß aus halbrechter Position völlig frei vor Arne Exner auftauchte. Der reagierte im Stile einer Krake, fuhr die Arme aus und fischte den Ball aus der kurzen Ecke (59.).

    Es war für längere Zeit das letzte spielerische Highlight, danach dominierte in einem eigentlich sehr fairen Spiel das Duell zwischen Kilia Kiel und Schiedsrichter Luca Sambill. Nick Gutmann kam im Duell mit dem bereits gelb verwarnte Tom Warncke Strafraum zu Fall - Schiedsrichter Sambill zeigte Warncke die Ampelkarte (66.). Aus unserer Position nicht eindeutig zu erkennen, allerdings hatte Warncke wohl den Ball gespielt, so dass die Kieler Trainerbank explodierte.

    Derart, dass nach Trainer Nicola Sorrano innerhalb von sechzig Sekunden zunächst Gelb und dann Gelb-Rot sah (71./72.), drei Minuten später gab es glatt rot gegen Liga-Obmann Berkant Özel (75.). Dass hier noch etwas passieren würde, kam nicht unerwartet. Bereits nach zwanzig Sekunden Spielzeit (!) tönte von der Kieler Seite zum ersten Mal "ey Schiri, jedes Mal das gleich mit dir" in Richtung Spielfeld, jede zweite Entscheidung wurde lautstark diskutiert. Dass sich Sambill das Verhalten nicht ewig angucken würde, war wenig überraschend.

    Unsere Mannschaft ließ sich jedoch von den Nebenschauplätzen nicht aus der Ruhe bringen, während die Kieler auf dem Spielfeld eine "Jetzt-erst-Recht-Haltung" an den Tag legten. Vor den Toren kam jedoch erst wieder Gefahr auf, als Incheol Choi aus der zweiten Reihe Tom Pachulski prüfte (84.). Sechzig Sekunden später lief es besser: Dane Kummerfeld nahm den Kopf hoch, guckte und flankte dann genau in die Mitte wo Nick Gutmann zwischen zwei Gegenspielern herein rutschte und zum 2:1 traf (85.). "Das zweite Tor kam für mich irgendwie aus dem Nichts, gefühlt hatte ich zehn Minuten nicht den Ball. Und dann kommt der auf einmal da reingeflogen", freute sich Gutmann über seinen gelungenen Auftritt im zweiten Durchgang. "Wenn man drei Spiele nicht getroffen hat, ist es natürlich sehr schön, mit einem Doppelpack zurück zu kommen."

    Die postwendende Antwort folgte: Tom Baller flankte einen Freistoß aus halbrechter Position in die Mitte, wo Florian Foit mit dem Kopf an den Ball und über Arne Exner hinweg ins Tor köpfte - allerdings war die Fahne oben, Foit stand wohl Zentimeter im Abseits - eine knifflige Situation (87.). Nun ging es hin und her. Choi legte quer für den eingewechselten Noah Awuku, der jedoch über den Ball trat (90.+1), dann zielte Awuku nach einem Zehir-Zuspiel knapp daneben (90.+2). Auf der anderen Seite tanzte Seidel Choi aus, fand mit seinem Querpass in die Mitte jedoch keinen Abnehmer (90.+3).

    Es bleibt weiter spannend. Ersin Zehir fing am eigenen Strafraum einen Pass ab und schaltete schnell um. Im Doppelpass mit Nick Selutin tauchte Zehir am Kieler Strafraum auf und bediente den freien Ayoub Akhber, der allerdings keinen guten ersten Kontakt mit dem Ball hatte, so dass ein Kieler Verteidiger im letzten Moment mit einer Grätsche retten konnte (90.+3). Auch das war jedoch noch nicht der letzte Akkord, wir konterten ein zweites Mal. Choi warf am eigenen Strafraum ein, ein Kieler trat über den Ball, plötzlich war Noah Awuku auf und davon und hatte das Auge für den in der Mitte sträflich freigelassenen Ayoub Akhber, der den Ball eiskalt am Torhüter vorbei ins Netz schob (90.+5).

    Damit war da Spiel zwar vorbei, aber eine Zugabe gab es dann doch noch: Während die Schiedsrichter das Feld verließen, muss eine Beleidigung gefallen sein - jedenfalls drehte Sambill noch einmal um und zeigte einem weiteren Kieler - es müsste Ersatztorhüter Nikolas Wulf gewesen sein - ebenfalls die rote Karte. Der vierte Platzverweis in diesem Spiel für die Kilianer, von denen nur einer mit dem direkten Spielgeschehen zu tun hatte. das kommt nicht alle Tage vor.

    "Es war phasenweise ein hitziges Spiel, beide Mannschaften sind aus der jüngeren Vergangenheit mit Herausforderungen in diese Partie gegangen, dementsprechend sind da natürlich auch ein bisschen Bauchgefühle und Emotionen bei gewesen", sagte Max Krause auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Es war am Ende etwas hitzig, unkoordiniert und sehr wild. Das ist etwas, was wir grundsätzlich vermeiden wollen. Heute kann ich dankbar sagen, dass wir das Spiel auf unsere Seite gezogen haben. Das war für uns nach der letzten Zeit sehr wichtig."

    Weiter geht es für uns am kommenden Sonntag. Dann ist unser Tabellennachbar TSV Havelse zu Gast im Edmund-Plambeck-Stadion (Anstoß: 14.00 Uhr).

    Das Video zum Spiel