U23 trotzt Wind und Wetter

Es war wirklich undankbar für beide Mannschaften, am Freitagabend beim "besch... Wetter ever" spielen zu müssen. "Schlimmer ging es ja gar nicht. Durchgehender Regen in Strömen, Wind, Kälte." So ziemlich alles hätte mehr Spaß gemacht, als bei den Bedingungen auf dem Platz zu stehen. Erwartungsgemäß waren auch nur die hartgesottensten Zuschauer zum Spitzenspiel gegen Eintracht Lokstedt gekommen.

Was die sahen, war wohl der reifste Auftritt unserer Mannschaft seit dem Aufstieg in die Landesliga. "In einem Spitzenspiel gegen Eintracht Lokstedt so abgeklärt und souverän ins Spiel zu gehen, war bewundernswert. Da können die Jungs stolz auf sich sein", war Trainer Jannik Paulat begeistert vom Auftritt seiner Mannschaft.

Maurice Lüllemann hatte bereits nach drei Minuten für die Führung gesorgt. Ein Ballgewinn von Regio-Leihgabe Philipp Koch im Lokstedter Aufbauspiel landete beim zentralen Mittelfeldspieler, der Beslic aussteigen ließ und aus 14 Metern flach links einschoß (3.). "Lülle hat einfach einen Lauf. Er spürt das Vertrauen, ist, nachdem er im Regionalliga-Kader war, nochmal extra motiviert und bringt Tag für Tag gute Leistungen."

Auf den fulminanten Auftakt folgte eine Schrecksekunde. Emin Kurpejovic kam nach einem Kopfballduell im Mittelfeld falsch auf, knickte um und musste mit Verdacht auf Bänderriss bereits nach acht Minuten Platz machen für Joe Gilleßen, der überraschend zunächst auf der Bank saß.

Kalif Anthonio hatte die erste gute Möglichkeit für Lokstedt, schoß aber knapp über das Tor (18.). Ansonsten hatte unsere U23 das Spiel im Griff, spielte sehr souverän. Lüllemann verfehlte das Tor knapp (13.), Bojan Lukic scheiterte an Torhüter Giesicke (19.), Philipp Jacobs rettete mit dem Kopf vor Ayoub Akhber (23.).

Das 2:0 lag in der Luft und es fiel. Nach einer Seitenverlagerung hatte Jeffrey Mensah viel Platz auf der rechten Seite, steckte dann auf den mitgelaufenen Jasir Berisha durch. Der flankte von der Grundlinie halbhoch in die Mitte, wo Bojan Lukic viel Platz hatte und auf 2:0 erhöhen konnte (25.).

Weiter ging das Spiel nur in eine Richtung. Kapitän Lars Kuchenbecker, der wieder sehr lautstark und kommunikativ seine Mitspieler dirigierte, immer wieder aufmunterte und motivierte, schlug einen Diagonalball auf Jeffrey Mensah, der auf dem rechten Flügel viel Platz hatte, in den Strafraum eindrang, dann aber am langen Pfosten vorbei zielte (28.). Lukic scheiterte erneut an Giesicke (32.), ein Schuß vom fleißigen, aber glücklosen Ayoub Akhber wurde zum Eckball abgefälscht. "Daraus hätten wir noch Buden machen müssen. Da sieht man, dass immer noch Luft nach oben ist. Gerade in der Chancenverwertung kann man das immer noch cleverer ausspielen. Aber das ist wo mein Perfektionismus mal wieder...", suchte der Trainer noch das Haar in der Suppe.

Kurz vor der Pause meldete sich die Lokstedter Offensive zurück. Der auffällige Kalif Anthonio hatte nach einem Ballverlust von Lars Kuchenbecker viel Platz auf dem linken Flügel, ging die Seite runter und fand in der Mitte Max Kutschke. Der drehte sich um die eigene Achse, schoß dann aber Zentimeter am Knick vorbei (43.). Die umgehende Antwort war ein starker Norderstedter Konter. Mensah war auf und davon, legte den Ball sogar an Giesicke vorbei, wurde dabei jedoch zu weit nach außen abgetrieben. Er stoppte den Ball vor der Torauslinie und legte zurück auf Lüllemann, der viel Platz hatte, sich die Ecke aussuchen konnte, dann aber an Giesicke scheiterte (45.).

Auch im zweiten Durchgang wurde das Wetter nicht besser. Unsere Mannschaft ließ sich davon nicht beirren. Ayoub Akhber prüfte einmal mehr den guten Giesicke, Bojan Lukic schob den Abpraller über die Linie, stand jedoch im Abseits (48.). Dann sprach einmal mehr Maurice Lüllemann ein Empfehlungsschreiben für weitere Berufungen in den Regionalliga-Kader aus. Kraftvoll setzte sich der 19jährige gegen Jacobs und Beslic durch und schoß aus spitzer werdendem Winkel an Giesicke vorbei zum 3:0 ein (52.).

Damit war der Drops schon frühzeitig gelutscht, unser Offensivdrang gebremst. Schüsse von Lüllemann (62.), Gilleßen (83.) und Kuchenbecker (85.) blieben die einzigen nennenswerten Offensivakzente. Viel mehr nach vorne musste man allerdings auch nicht tun, da Lokstedt gegen unsere gut stehende Abwehr offensiv weitestgehend unauffällig blieb. "Wir sind in den letzten Wochen noch einmal gewachsen in der Zweikampfstärke, haben uns den Ball oft im letzten Moment noch geholt. Das haben die Jungs heute wieder gut gemacht, insgesamt sehr gut verteidigt."

So hatten die Gäste nur zwei Torchancen im zweiten Durchgang. Einmal brach man auf der linken Seite durch, der Ball landete im Rücken der Abwehr bei Max Kutschke. Sönke Günther im Norderstedter Tor war bereits geschlagen, doch Brandel Crantsil schlug den Ball von der Torlinie (52.). Nach 79 Minuten prüfte Jed Atotey mit einem Kopfball Sönke Günther, der Torhüter blieb jedoch Sieger.

Auch wenn "mir im zweiten Durchgang ein wenig die Ruhe am Ball gefehlt hat, aber da fehlt ein Stück weit noch die Erfahrung" blieb es am Ende bei einem über 90 Minuten souverän herausgespielten 3:0-Sieg und wichtigen drei Punkten gegen ein absolutes Top-Team der Liga. Auch dank Regio-Leihgabe Philipp Koch, der "mit seiner Erfahrung häufiger versucht hat, das Spiel zu beruhigen, nicht immer diesen Kamikaze-Fußball zu spielen." Damit bleiben wir zunächst Tabellenführer, allerdings möglicherweise nur noch bis Dienstag. Dann trägt der HSV III sein Nachholspiel gegen Poppenbüttel aus und würde mit einem Sieg an unseren Jungs vorbei ziehen.

Spannend wird es am kommenden Wochenende: Dann kommt es zum direkten Duell unserer Verfolger SSV Rantzau (3., zwei Spiele weniger) und HSV III (2., ein Spiel weniger). Wir treten am Sonntag (15.00 Uhr) beim Kummerfelder SV (13.) wieder um Landesliga-Punkte an.