Bestmögliche Reaktion aufs Pokalaus

Am 04.06.2013 war das Kehdinger Stadion der SV Drochtersen/Assel Ort eines der größten Erfolge unserer Vereinsgeschichte: Mit einem 4:0 gegen den Brinkumer SV stiegen wir in die Regionalliga Nord auf. Über zehn Jahre später können wir den zweiten Sieg dort feiern – zum ersten Mal gegen die heimische SV Drochtersen/Assel.

Nach dem Spiel konnte sich insbesondere Nick Gutmann das Grinsen nicht vergreifen. Der 26jährige hatte es sich mehr oder weniger schon auf der Bank gemütlich gemacht, als er erfuhr, dass er entgegen der ursprünglichen Planung doch von Anfang an spielen würde. „Nils Brüning hat beim Warmmachen gemerkt, dass der Oberschenkel Probleme macht. Wir wollten kein Risiko eingehen und haben während des Aufwärmens entschieden, dass Nick spielt“, erklärte Olufemi Smith nach den überraschenden Personalwechsel und erhob Gutmann zum „Man Of The Match. Man merkt, dass er immer besser in den Rhythmus kommt. Er brauchte nach seiner Verletzungspause etwas Zeit, bis er körperlich wieder in Topform kommt. Jetzt zeigt er das, was wir uns von ihm erhofft haben.“

Die Gastgeber der SV Drochtersen/Assel begannen mit hohem Tempo, setzten unsere Defensive früh unter Druck, so dass es schon in der Anfangsphase gute Möglichkeiten gab. Eine scharfe Hereingabe von Eric Gueye fand keinen Abnehmer (3.), bei Juri Marxens 23-Meter-Geschoss konnte Patrick Siefkes gerade noch die Fäuste hochreißen (6.), Nick Selutins Abschluss aus ähnlicher Distanz wurde noch leicht abgefälscht und verfehlte das Tor daher um Zentimeter (10.), Lars Huxsohl blieb gegen Nico von der Reiths Geschoss aus der zweiten Reihe Sieger (13.), Nick Gutmann verpasst einen Querpass von Jonas Behounek am langen Pfosten nur knapp (16.).

Dann schlug die Stunde des „Man Of The Match“. Matti Steinmann versprang der Ball, Gutmann antizipierte gut, klaute Steinmann den Ball und legte ihn auf die linke Seite zu Behounek. Dessen Schuss konnte Siefkes nicht festhalten, so dass der mitgelaufene Gutmann die Kugel nur noch über die Linie schieben musste (18.).

Mit dem Treffer beruhigten wir die Partie erst einmal, Drochtersen griff nicht mehr ganz so früh an und so dauert es eine Viertelstunde, bis die Partie wieder Fahrt aufnahm. Dann spielte sich der zweite „Man Of The Match“ in den Vordergrund, Lars Huxsohl reagierte überragend gegen Alexander Neumann (33.)  sowie gegen Eric Gueye (36.).

Was nur sechzig Sekunden später passierte, sieht man in der Regionalliga auch nicht so häufig: Innenverteidiger Kevin Kling nahm den Ball in der eigenen Hälfte auf und lief vollkommen ungestört durch halb Drochtersen. Achtzehn Meter vor dem Tor spielte er auf die linke Außenbahn zu Nick Selutin, der flach zurück in die Mitte zu Kling passte. Der stand erneut völlig blank und musste nur noch den Fuß reinhalten – das 2:0 (37.).

Nicht nur die Drochterser Fans fragten sich, was hier gerade passiert. Und während wir uns noch verwundert die Augen rieben, lag der Ball bereits zum dritten Mal im Netz. Jonas Behounek steckte durch auf Nick Gutmann, der zentral vor dem Tor den Ball aus 14 Metern am Torhüter vorbei ins Netz schob (39.).

Kurz vor der Pause gab es den ersten Hoffnungsschimmer für die Gastgeber: Nach einer Hereingabe von Liam Giwah traten gleich drei Spieler am Ball vorbei, Maximilian Geißen war Nutznießer und netzte aus acht Metern ein (43.). Der Jubel der Fans war groß, doch es sollte das einzige Mal bleiben, dass die Heimzuschauer jubeln durften.

Drochtersen kam mit viel Schwung vom Pausentee zurück, erarbeitete sich gute Tormöglichkeiten. Doch Lars Huxsohl ist nicht umsonst der beste Torhüter der Regionalliga, parierte einen ganz tückischen Aufsetzen von Eric Gueye mit einer Mischung aus hoher Qualität und Glück (49.), während auf der anderen Seite Behounek eine Selutin-Hereingabe nicht unter Kontrolle bringen konnte (54.). Wenig später schickte Ersin Zehir Kevin von Anhalt steil, der jedoch nur das Außennetz traf (57.).

D/A hatte optisch mehr vom Spiel, doch was das Thema Tormöglichkeiten angeht, blieb es ein offener Schlagabtausch. Lars Huxsohl kratzte mit einem unglaublichen Reflex Felix Schmiederers Kopfball aus kürzester Distanz von der Linie (65.), Tjorve Mohrs Kopfball-Aufsetzer aus der Kategorie „Großchance“ ging knapp am Tor vorbei (69.). Im Gegenzug rettete Siefkes mit dem ausgefahrenen Fuß gegen Nick Selutin (70.) und fischte kurze Zeit später Ersin Zehirs Schuss aus dem kurzen Eck (77.).

Moritz Frahm (78.) und Manuel Brendel (79.) verpassten die endgültige Entscheidung, auf der anderen Seite konnte Lars Huxsohl auch nach Sobottas Flanke gegen den vor ihm auftauchenden Göttel Sieger bleiben. Der eingewechselte Schmiederer sorgte weiter mit seinen Kopfbällen für Gefahr, setzte den Ball allerdings auf die Latte (87.), mit der letzten Chance des Spiels prüfte Matti Steinmann noch einmal Lars Huxsohl (90.+2), dann konnten wir endlich den ersten Sieg bei der SV D/A feiern.

„Es war ein sehr, sehr intensives Spiel. Die Jungs haben bravourös gekämpft, ein Riesenspiel gemacht“, lobte Smith die komplette Mannschaft und fand auch gleich die Gründe, warum es heute besser geklappt hat als noch Dienstag. „Wir haben heute die Tore gemacht, waren effektiver. Das war der größte Unterschied zu Dienstag. Außerdem hatten wir heute das Spielglück, dass man sich erarbeiten und verdienen muss. Wir haben gut und sauber hinten raus und mutig nach vorne Fußball gespielt und toll herausgespielte Tore erzielt. Wir mussten ordentlich was aushalten, Drochtersen hatte gute Chancen. Allerdings hatten wir heute einen hervorragenden Torwart“, hob er aus einer sehr guten Mannschaftsleistung noch einen zweiten Spieler neben Nick Gutmann heraus.

Damit sind wir tatsächlich – zumindest für 24 Stunden – gemeinsam mit dem FC Teutonia 05 Tabellenführer der Regionalliga Nord. Morgen könnten allerdings theoretisch mit dem FC St. Pauli, Bremer SV und dem 1.FC Phönix Lübeck noch bis zu drei Mannschaften wieder an uns vorbei ziehen.

So oder so kommt es am kommenden Sonntag im EPS zum Knallerspiel gegen die U23 von Holstein Kiel – beide Mannschaften konnten bisher alle drei Spiele gewinnen, eine Serie wird reißen. Unsere soll es nicht sein.