Clemens Neitzel-Petersen (Januar 2021)

Während der Ball in der Regionalliga ruht, wird in den Profiligen weiter gespielt. Was wiederum bedeutet, dass zwei Norderstedter trotz Corona weiterhin auf dem Fußballplatz stehen: Unsere beiden Schiedsrichter Luca Jürgensen (3. Liga) und Clemens Neitzel-Petersen (Bundesliga). Wir haben mal bei Clemens nachgefragt, wie es ihm in den letzten fast vier Jahren Bundesliga ergangen ist und wie er als aktiver Schiedsrichter die derzeitigen Situation erlebt.

EN: „Clemens, Du bist nach fast vier Jahren mittlerweile in der Bundesliga etabliert, standest bei 99 Spielen in Bundesliga, 2. Bundesliga und DFB-Pokal an der Linie, hinzu kommen diverse Einsätze als vierter Offizieller. Wenn du auf deine ersten Jahre im Oberhaus zurück blickst: Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?“

CNP: „Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist mir mein erstes Bundesligaspiel Werder Bremen – Schalke 04. Es war wirklich beeindruckend, in das ausverkaufte Weserstadion voll euphorischer Fans einzulaufen. In dem Spiel war ich dann natürlich sehr nervös, aber es klappte zum Glück trotzdem ganz gut. Als besonders intensives Spiel für mich als Assistent erinnere ich das Spiel Bayern München gegen Werder Bremen im Dezember 2019 kurz nach der Geburt meines Sohnes. Ich war ein paar Wochen in Kurz-Elternzeit und habe dann als Kaltstart sehr viele Abseitsszenen bewerten müssen. Ich denke gern daran zurück, da es mit viel Euphorie und einer sehr positiven Leistung zusammenhängt. Das motiviert und gibt Sicherheit.“

EN: „Luca Jürgensen und du seid als einzige Norderstedter auch in Corona-Zeiten im Einsatz. Wie hat sich der gesamte Ablauf für Euch Schiedsrichter durch die aktuelle Situation geändert?“

CNP: „Zunächst muss in der Vorbereitung 1-2 Tage vor dem Spiel ein Abstrich für einen Corona-Test genommen werden. Der Termin wird mit dem DFB abgestimmt, meist fahre ich zu einem Labor, welches die Leistung anbietet. Die Anreise zum Spiel versuche ich per PKW zu gestalten, um keine Ansteckungsrisiken einzugehen. Am Spielort haben wir uns dann an das strikte Hygienekonzept von DFB und DFL zu halten, was auch die Nutzung der Kabinen mit berücksichtigt. In der Bundesliga wird da natürlich für viel Platz gesorgt, sodass Abstände kein Problem sind. Insgesamt hat sich also der Aufwand erhöht und die Spielvorbereitung muss auch unter besonderen Bedingungen im Team ablaufen. Trotzdem ist man natürlich aufgrund der negativen Corona-Tests aller Personen vor dem Spiel nicht permanent in Alarmbereitschaft und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren.“

EN: „Du warst regelmäßig im Gruppentraining mit anderen Schiedsrichtern. Wie hältst du dich aktuell fit? Passiert das komplett eigenverantwortlich, bekommt ihr von irgendwoher Trainingspläne?“

CNP: „Ich halte mich selbstständig fit, allerdings haben wir beim DFB einen Trainer, der meine Sportdaten einsehen kann und mir dazu Rückmeldung gibt. Jede Woche stellt er Trainingspläne und –einheiten bereit, die ich gern nutze, um Abwechslung zu haben. So komme ich allein auf 4-5 Trainingseinheiten in der Woche. Aktuell ist es allerdings auch für mich erheblich schwieriger, weil die Sportplätze geschlossen sind. So finden dann manche Trainingseinheiten aktuell auf Nebenstraßen statt.“

EN: „Seit fast einem Jahr finden die Bundesliga-Spieler ohne Zuschauer statt. Mal ganz nüchtern und unemotional betrachtet: Hat das Auswirkungen auf Euch, wenn eben nicht der Lärm von den Rängen kommt, man dadurch aber vielleicht mehr mitbekommt, was auf den Trainerbänken passiert?“

CNP: „Ja, es hat natürlich Auswirkungen auch für uns. Die Emotionen von den Rängen, die man über Jahre gewohnt ist, fehlen. Für mich stelle ich fest, dass ich dadurch als Assistent mehr mit den Bänken in Spielruhen kommuniziere oder auch öfter einen Wortwechsel mit Spielern habe. Man hört ja insgesamt mehr und geht so auch ab und an mal auf Rufe vom Feld ein, die sonst im Lärm untergegangen sind.“

EN: „Du warst vergangene Woche als Assistent bei der spannenden Partie im DFB-Pokal zwischen Holstein Kiel und dem FC Bayern München im Einsatz. Hat so ein Spielverlauf auch Auswirkungen auf Euch, wird man dann auch angespannter wenn man merkt dass jede Situation entscheidend sein kann? Oder macht es aus Eurer neutralen Sicht keinen Unterschied zu einer deutlichen Führung?“

CNP: „Im DFB-Pokal ohne Videoassistent weiß man, dass man kein Sicherheitsnetz hat und dass jede Entscheidung, die man auf dem Feld trifft, steht. Das geht jedem Schiedsrichter im Amateurbereich so, allerdings ist die Tragweite dann meist eine andere. Ich war dadurch ein wenig angespannter in Kiel, allerdings geht man genauso konzentriert wie gewohnt in das Spiel. Aber auch bei einer deutlichen Führung geht es für mich als Sportler weiterhin um das Abrufen meines besten Leistung. Da mache ich keinen Unterschied.“

EN: „Nachdem du nun in der Bundesliga etabliert bist… welche sportlichen Ziele hat der Schiedsrichter Jan Clemens Neitzel-Petersen als nächstes?“

CNP: „Ich muss da auf die Floskel zurückgreifen, dass ich von Spiel zu Spiel denke, wie nun jeder Trainer und Spieler auch sagen würde. Ich meine das allerdings vollkommen ernst: Ich habe mir nie große Ziele gesetzt, vielmehr habe ich immer versucht, dass ich mich durch Leistung anbiete. Das möchte ich weiterhin so praktizieren, da man den Werdegang im Sport nur bedingt planen kann.“

EN: „Wir haben hier in Norderstedt einen ganz jungen, hochtalentierten Nachwuchsschiedsrichter mit Luca Jürgensen. Du kennst Luca ja sehr gut. Wie schätzt du seine Chancen ein, deinen Weg einzuschlagen?“

CNP: „Luca hat sich über die letzten Jahre sehr gut entwickelt und zeigt jetzt auch als Assistent im Profifussball, dass er die Qualität hat. Im Gegensatz zu mir bringt Luca allerdings auch auf dem Feld die Qualität mit, um den Schritt über die Regionalliga hinaus schaffen zu können, der mir mit Blick auf meine Leistungen an der Pfeife absolut zurecht nicht aufgezeigt wurde. Ich sehe bei Luca also Chancen, dass er sich als Schiedsrichter in den Profifussball entwickeln kann.“

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